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Rassistische Diskriminierung: Bild

YES, BLACK IS BEAUTIFUL!

but being black doesn´t always feel beautiful

Carolin Rohrbach


Geschätzte Lesezeit: 25 min
rassistische Diskriminierung: If you change nothing - nothing will change
Das Jahr 2020 stand neben der globalen Pandemie auch im Zeichen einer nahezu weltweiten Bewegung: Tausende Menschen in den USA und in Europa gingen auf die Straße, um sich gegen die Diskriminierung von Menschen mit dunkler bzw. anderer Hautfarbe auszusprechen. Ausschlaggebend für die zahlreichen Proteste war der Tod des Afroamerikaners George Floyd, welcher am 25. Mai 2020 durch Polizeigewalt ums Leben kam. Mit dem Leitspruch „Black Lives Matter“ wird damit eine Problematik angesprochen, welche sich laut den Protestierenden bereits seit vielen Jahrhunderten systematisch durch die Geschichte der Menschheit zieht. Doch weshalb berührt diese Thematik in diesem Ausmaß die Menschen gerade zum jetzigen Zeitpunkt? Und ist die Aktualität und Dringlichkeit dieses Diskurses demnach überhaupt gerechtfertigt im Vergleich zu vorherigen Jahrzehnten?
Rassismus bezeichnet einer Ideologie, in welcher einer Personengruppe auf Grund ihrer Herkunft oder Hautfarbe kollektiv bestimmte Merkmale zugeschrieben werden, auf Basis dessen diese Personengruppe abgewertet, benachteiligt und ausgegrenzt wird. Doch wie sich Diskriminierung von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe in konkreten Zahlen bzw. in wissenschaftlichen Untersuchungen auf den Alltag, die Gesundheit und die Psyche ausdrückt, ist häufig schwer darzulegen. Rassismus hat viele Gesichter, Definitionen und Ausdrucksweisen und richtet sich nicht, wie es der Name der Bewegung „Black Lives Matter“ vermuten lässt, ausschließlich gegen eine dunkelhäutige Bevölkerung. Unterschiedliche Ethnien sehen sich häufig mit unterschiedlichen Vorurteilen konfrontiert: Hinter arabisch aussehenden Männern wird typischerweise ein Attentäter vermutet, wohingegen asiatische Frauen und ihr Aussehen diskriminiert werden, in dem Sexualisierungen durch das Umfeld stattfinden[1].
Viele Studien und Statistiken, die sich mit dem Thema Rassismus und den daraus folgenden Konsequenzen beschäftigen, beziehen sich hierbei auf unterschiedliche Personengruppen aus verschiedenen Herkunftsländern, unterschiedlichen Hautfarben und Religionszugehörigkeiten.
Der folgende Faktencheck fokussiert sich demnach nicht auf eine spezifische ethnische Zugehörigkeit, sondern möchte unterschiedliche Personengruppen aufgreifen, die potentiell rassistischer Diskriminierung ausgesetzt sind. Darunter befinden sich unter anderem Ausländer, Menschen mit Migrationshintergrund, Asylbewerber, Flüchtlinge und -Afroamerikaner.
               

Faktencheck Deutschland:

  •  Im Jahr 2019 leben 11,2 Millionen Menschen ausländischer Abstammung in Deutschland [2]:

- Davon stammen 42,5% aus Ländern der europäischen Union, vor allem aus Polen, Rumänien und Italien
- 18,1% kommen aus EU-Kandidatenländern, vor allem der Türkei und Serbien
- 4,6 % stammen ursprünglich aus Afrika
- 20,7% kommen ursprünglich aus Asien, vor allem aus Syrien

  • Im Jahr 2017 sind 1,5% der deutschen Bevölkerung Opfer von vorurteilsgeleiteter Körperverletzung gekommen. Bei einem Drittel dieser Opfer war der Grund der Körperverletzung die Herkunft des Opfers [3].

  • Asylbewerber in Deutschland werden überdurchschnittlich oft Opfer von Straftaten: Im Berichtsjahr 2017 wurden Asylbewerber/Flüchtlinge in 46.057 Fällen als Opfer registriert. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Opfer beträgt 4,6 Prozent. Im Jahr 2017 beträgt der Anteil von Asylbewerbern an der gesamten deutschen Bevölkerung jedoch nur 0,003% [4].

  • AusländerInnen bzw. Menschen mit Migrationshintergrund waren im Jahr 2017 in Deutschland jedoch auch überdurchschnittlich häufig tatverdächtig [4].

  • 2019 zählte das Bundesinnenministerium 7.909 rassistisch motivierte Straftaten in Deutschland. Maßgebend für die hohen Fallzahlen im Bereich der Hasskriminalität waren insbesondere fremdenfeindlichen Straftaten [4].

  • Die Anzeigebereitschaft der Opfer von Straftaten wird stark von der ethnischen Zugehörigkeit des Täters beeinflusst: Je fremder der Täter, desto eher wird dieser angezeigt [5].

  • 10% der Zuwanderer in Europa geben an, Opfer von "Hasskriminalität" bzw. „Vorurteilskriminalität“ geworden zu sein. Die Rate unter Nicht-Migranten liegt bei 2% [6].

  • In einer Studie von Bonefeld und Dickhäuser (2018) konnte nachgewiesen werden, dass Schüler mit Namen, welchen einen Migrationshintergrund vermuten lassen (hier „Murat“), signifikant schlechter von Lehrenden bewertet wurden als Schüler mit "deutschen" Namen (hier „Max“), und das trotz gleicher erbrachter Leistung [7].

  • Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland weisen ein höheres Risiko auf, in Armut bzw. an der Armutsgrenze zu leben [8].

  • In deutschen Städten verringert ein arabisch klingender Nachname die Chance, zu Wohnungsbesichtigungen eingeladen zu werden, um durchschnittlich 27 Prozent, trotz sonst identischer Unterlagen von Bewerbern mit „deutschen“ Nachnamen [9].

Faktencheck USA: America is more diverse than ever - but still segregated

  •  Der Fair Housing Act von 1968 verbietet gesetzlich die Diskriminierung bei Verkauf, Vermietung und Finanzierung von Wohnraum aufgrund von Rasse, Religion, nationaler Herkunft oder Geschlecht: Trotzdem existiert auch heutzutage in vielen amerikanischen Großstädten eine räumliche Trennung des Wohnraums von Minoritäten und weißen Bürgern. Oft sind die Gegenden, die hauptsächlich von Minoritäten bewohnt werden, schlechter an Infrastruktur angebunden, weisen eine höhere Armutsquote auf, eine niedrigere qualitative Schulbildung und haben einen höheren Anteil an Straftaten und Gewalt [10].

  • In der USA haben afroamerikanische Einwohner in einigen Städten, wie beispielsweise Chicago, eine siebenfach erhöhte Wahrscheinlichkeit, an Corona zu sterben, als ihre weißen Mitmenschen [11].

  • Das Infektionsrisiko für CoVid-19 ist für schwarze und hispanische US-Amerikaner ist dreimal so hoch wie für weiße [12].

  • Afroamerikaner weisen häufiger chronische Krankheiten wie beispielsweise Diabetes, chronischem Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen oder Krebs auf als weiße US-Bürger auf [13].

  • Afroamerikanische Männer haben durchschnittlich eine 4 Jahre kürzere Lebenserwartung als weiße amerikanische Männer [14].

  • Dunkelhäutige Einwohner weisen in Gegenden, in denen ein hoher Anteil an rassistischen Vorurteilen besteht, eine höhere Mortalität sowie ein geringeres Geburtsgewicht auf [15] [16].

  • Insgesamt gab es in den USA im vergangenen Jahr 1.099 Tötungsfälle durch die Polizei. Davon waren 24 Prozent Schwarze, obwohl diese Bevölkerungsgruppe nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen [17].

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Ebenen des Rassismus
Wie bereits erwähnt, kann sich rassistische Diskriminierung auf vielfältigen Weisen ausdrücken. Zunächst hängen die erlebten Nachteile, Diskriminierungen und Vorurteile von der Ethnie und der Hautfarbe der betroffenen Personengruppe ab. Weiterhin lässt sich Rassismus jedoch auch gesellschaftlich in unterschiedlichen Ausdrucksweisen differenzieren:
In dem Review von Williams, Lawrence und Davis (2019) gehen die Autoren von drei Ebenen rassistischer Diskriminierung aus: institutionell/strukturell, kulturell und individuell. Um die Ausdrucksweisen der drei Ebenen deutlich zu machen, wird im Folgenden kurz auf die jeweilige Ebene und ein zugehöriges Beispiel eingegangen [13].

institutionell:
Die Wirkweise des institutionellen Rassismus bezieht sich auf Prozesse, die sich innerhalb Gesetze, Verfahrensweisen und Praktiken der Gesellschaft und ihrer Institutionen wiederfinden. Personengruppen, die in der Gesellschaft als minderwertig angesehen werden, werden auf diese Weise unterdrückt, vernachlässigt oder diskriminiert. Das sogenannte „Racial/Ethnic Profiling“, welches Personengruppen nach bestimmten phänotypischen Merkmalen wie beispielsweise ihrer Hautfarbe einordnet und vermehrt Personenkontrollen unterzieht, ist offiziell illegal [18]. Trotzdem steht die deutsche Polizei in regelmäßigen Abständen in den sozialen Medien in Kritik, Menschen mit anderer Hautfarbe bzw. Herkunft vermehrt zu kontrollieren [19]. Die Existenz des „Racial Profiling“ könnte unter anderem ein Hinweis darauf sein, dass selbst innerhalb einer staatlichen Institution wie der Polizei, tiefliegenden diskriminierende Strukturen vorliegen.

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kulturell:
Kultureller Rassismus bezieht sich auf die Verankerung der rassistischen Ideologie in den Werten, der Sprache, den Bildern, den Symbolen und den unausgesprochenen Annahmen der Gesellschaft. Auf dieser Ebene zeigen sich rassistische und ethnische Stereotype beispielsweise beständig in der Unterhaltungsbranche, wie in der Werbung, Sozialen Medien und Mode: Sowohl eine Werbekampagne von H&M, in der ein dunkelhäutiger Junge einen Pullover mit dem Schriftzug „coolest monkey in the jungle“ trägt, als auch eine Werbekampagne von VW wurden zwischenzeitlich stark kritisiert [20] [21].
Weiterhin wurde der Talkshow „Die letzte Instanz“, welche im Februar 2021 im WDR ausgestrahlt wurde, Rassismus vorgeworfen: Vier hellhäutige Gäste -unter anderem Thomas Gottschalk- diskutierten unter anderem darüber, ob alltagsrassistische Begriffe wie beispielsweise „Zigeunersauce“ im Sprachgebrauch noch verwendet werden dürfe. Alle der Gäste stimmten für den weiteren Gebrauch des Begriffs [22].

individuell:
Zuletzt wird Rassismus natürlich auch direkt und offensiv auf individueller, persönlicher Ebene von Betroffenen erlebt. Diese Erfahrungen beziehen sich einerseits auf extremistische Taten von Einzeltätern und Gruppen, die rassistisch motivierte tödliche Anschläge verüben, wie beispielsweise der Angriff in Hanau im Jahr 2020, bei welcher ein Attentäter neun Bürger mit Migrationshintergrund erschoss oder die gewaltsamen Ausschreitungen gegen vietnamesische Gastarbeiter in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992. Neben diesen radikalen Bedrohungen auf der individuellen Ebene stehen aber auch alltagsrassistischen Äußerungen, mit welchen sich ausländische bzw. ausländisch aussehende Personen täglich konfrontiert sehen. Diesem Alltagsrassismus liegt statt einer bösartigen Absicht häufig auch lediglich Ignoranz oder Unwissenheit zu Grunde [23].
Inwiefern rassistische Erfahrungen die betroffenen Mitbürger prägen bzw. beeinflussen, kann im folgenden Interview mit Rachelle, 21 Jahre alt, nachgelesen werden. Die aus Deutschland stämmige dunkelhäutige Theologiestudentin mit Wurzeln in Togo berichtet darin unter anderem über ihren Umgang mit rassistischen Kommentaren, dem Gefühl des „Anderssein“ als einziges dunkelhäutiges Kind in der Kleinstadt und ihrer Definition von Rassismus.

Rassistische Diskriminierung: Text

Macht Rassismus krank?

Rassistische Strukturen und Denkweisen - bewusst oder unbewusst - scheinen leider nach wie vor einen Platz in unserer Gesellschaft einzunehmen. Inwiefern sich die nachteilige Behandlung der von Rassismus betroffenen Personengruppen auf deren Gesundheit bzw. Psyche auswirkt, wird im folgenden Abschnitt aufgegriffen:

Die Zusammenhänge von Rassismus und Gesundheit sind sicherlich komplex und mehrdimensional, jedoch untersucht ein großer Teil der Forschung die Auswirkungen von Rassismus bezogen auf körperlicher Prozesse: So existieren konsistente Resultate, die darauf hindeuten, dass erlebter Rassismus bei den diskriminierten Personengruppen häufig zu einer erhöhten bzw. verlängerten Reaktion hinsichtlich physiologischen Parametern wie Blutdruck, Herzfrequenz oder Cortisolausschüttung führen kann [24] [25] . Diese Parameter werden unter anderem mit psychosozialem Stress assoziiert. Weiterhin gibt es Untersuchungen, die die Vermutung nahelegen, dass rassistische Diskriminierung bei einigen Ethnien mit einem erhöhten Risiko von Adipositas einhergeht [26]. Die erhöhten Reaktivitätsmuster, sowie Übergewicht werden unter anderem mit der Entwicklung von stressbedingten Störungen, wie chronischem Bluthochdruck, kardiovaskulären Erkrankungen, aber auch Diabetes in Verbindung gebracht.

Eine im Jahr 2010 veröffentliche Studie konnte Zusammenhänge zwischen berichtetem Rassismus und einem ungesunden Lebensstilverhalten, hier durch die Variablen Rauchen, Alkoholkonsum, wenig Bewegung und einem erhöhten Body Mass Index operationalisiert, aufzeigen. Dies deutet darauf hin, dass Rassismus als potenzieller Stressor fungiert, welcher krebsbedingtes Gesundheitsverhalten beeinflusst: Bei der Studienpopulation stieg die Wahrscheinlichkeit, riskantes Lebensstilverhalten an den Tag zu legen, für diejenigen, die über rassistische Erfahrungen berichteten, im Vergleich zu denjenigen, die keinen Rassismus erlebten [27]. Neben somatischen Folgen, kann andauernd erlebter Rassismus jedoch auch zu psychischen Beeinträchtigungen führen: In einer Metaanalyse von Priest et al. (2012) konnte über verschiedene Studien hinweg ein konsistenter positiver Zusammenhang zwischen Rassismus und negativen mentalen Folgen wie z.B. Angst, Stress und Depression bei Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe festgestellt werden. In ebendieser Metaanalyse konnte über 123 untersuchte Studien hinweg ebenfalls ein großer negativer Zusammenhang zwischen erfahrenem Rassismus und positiven gesundheitlichen Outcomes wie z.B. Selbstwert, Selbstbewusstsein und Anpassungsfähigkeit aufgezeigt werden [28].

Weiterhin spricht die Datenlange der Studie von Veling et al. (2008) für einen Zusammenhang zwischen der Auftretenswahrscheinlichkeit einer psychotischen Episode und rassistischer Diskriminierung. Im Vergleich zu der hellhäutigen Kontrollgruppe war die Wahrscheinlichkeit eine Psychose zu erleiden, für Einwanderer bzw. Ausländer in Stadtteilen mit niedrigen ethnischen Anteilen signifikant erhöht, aber nicht in Stadtteilen mit hohen ethnischen Anteilen [29].

Bei der Erklärung bzw. Ursachenfindung dieser Ergebnisse kann von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausgegangen werden, welche jeweilig Anteile an einer möglichen Erklärung leisten. Das individuelle Gesundheitsverhalten scheint hierbei eine der entscheidenden Komponenten zu sein, durch die Rassismus die Gesundheit beeinflussen kann: Die Exposition gegenüber Rassismus kann Stress und maladaptives Bewältigungsverhalten wie Rauchen, Alkoholkonsum oder schlechte Ernährung verstärken und damit die Inzidenz bestimmter Krankheiten und Mortalität beeinflussen [27]. Einen weiteren Einfluss wird unter anderem hinter dem Umstand vermutet, dass Rassismus zu Einschränkungen von sozioökonomischen Ressourcen führt, wodurch der Zugang zur Gesundheitsversorgung und eine potentielle Inanspruchnahme von gesundheitsfördernden Verhaltensweisen wie Bildungs- und Sportangeboten, reduziert wird [30] [31].

Hierbei ist weiterhin zu untersuchen, ob rassistische Diskriminierung eine kausale oder vielmehr mediierende Rolle, hinsichtlich des generell niedrigeren Sozioökonomischen Status von Minoritäten, auf die Gesundheit von ebendiesen Personengruppen einnimmt [32].

Ein Ausblick für Deutschland
Die Belege für bestehenden Rassismus und dessen gesundheitliche Folgen für die betroffenen Personengruppen sind - sowohl in den USA als auch Deutschland - eindeutig. Dieser Umstand fordert uns als Gesellschaft, genauso wie als Individuum, auf, aktiv zu werden und sich gegen rassistische Diskriminierung einzusetzen. Dies kann zum einen im privaten Umfeld geschehen, in dem man alltagsrassistische Kommentare missbilligt und sich dagegen ausspricht. Auf der anderen Seite sind institutionelle und strukturelle Veränderungen unausweichlich im Kampf gegen Rassismus. Dieser Thematik könnte sich das aktuelle Maßnahmenpaket der Bundesregierung annehmen, welches sich mit der Frage beschäftigt, wie sich rassistische Strukturen in Deutschland zukünftig abbauen lassen. Das Maßnahmenpaket beschreibt vier übergeordnete Ziele, dessen Umsetzungen bis zum Jahr 2024 erfolgen sollen: Unter anderem ist darin niedergelegt, dass staatliche Strukturen für die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus aufgebaut werden sollen, und zukünftig eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden wie der Justiz und zivilgesellschaftlichen Trägern stattfinden soll. Weiterhin sollen präventive Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus innerhalb Regelstrukturen aller gesellschaftlicher Bereiche getroffen werden. Als dritten Punkt nennt die Bundesregierung den Ausbau der Unterstützung von Rassismus betroffenen Personengruppen und die Weiterentwicklung eines wirksamen Opferschutzes. Zuletzt möchte das Maßnahmenpaket eine vielfältige und chancengleiche Gesellschaft fördern, in welcher Anerkennung und Wertschätzung und die Stärkung gleicher Rechte höchste Priorität hat. Für die Umsetzung dieses Vorhabens werden rund 1 Milliarde Euro bereitgestellt [ 33]. Nach Veröffentlichung des Maßnahmenpakets wurden auch Stimmen laut, die kritisierten, dass die Ziele zu allgemein und undeutlich formuliert seien und dass der Fokus verstärkt auf den strukturellen Rassismus innerhalb von Sicherheitsbehörden, wie der Polizei, gelegt werden müsse [34]. Ob das Maßnahmenpaket bedeutsame Veränderungen im Umgang mit der Ausgrenzung, Benachteiligung und Diskriminierung von ethnischen Minoritäten bewirken kann, ist momentan noch nicht absehbar.



Referenzen:


rassistische Diskriminierung: If you change nothing - nothing will change

[1] Oppel M., Le N., (18.03.2021): Anschlag in Atlanta-Asiatische Frauen werden hypersexualisiert. Verfügbar unter https://www.deutschlandfunkkultur.de/anschlag-in-atlanta-asiatische-frauen-werden.2156.de.html?dram:article_id=494304

Faktencheck Deutschland

[2] DeStatis, Statistisches Bundesamt. Migration und Integration- Ausländische Bevölkerung nach Geschlecht und ausgewählten Staatsangehörigkeiten am 31.12.2019. Verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/Tabellen/auslaendische-bevoelkerung-geschlecht.html

[3] Birkel C., Church D., Hummelsheim-Doss D., Leitgöb-Guzy N. & Oberwittler D. (2017). Bundeskriminalamt: Der Deutsche Viktimisierungssurvey 2017.

[4] Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. (2017). Bericht zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2017.

[5] Pfeiffer C., Baier D., Kliem S. (2018). Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland Schwerpunkte: Jugendliche und Flüchtlinge als Täter und Opfer. Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften: Institut für Delinquenz und Kriminalprävention.

[6] Van Dijk, J. J. M., Manchin, R., Van Kesteren, J. N., & Hideg, G. (2007). The burden of crime in the EU: A comparative analysis of the European Survey of Crime and Safety (EU ICS 2005).

[7] Bonefeld, M., & Dickhäuser, O. (2018). (Biased) Grading of students’ performance: Students’ names, performance level, and implicit attitudes. Frontiers in psychology, 9, 481.

[8] Statistisches Bundesamt (Destatis, 2020). Bevölkerung und Erwerbstätigkeit Bevölkerung mit Migrationshintergrund – Ergebnisse des Mikrozensus 2019.

[9] BR Data, Spiegel Online. (22.06.2017). Wir müssen draußen bleiben - warum Hanna zur Besichtigung eingeladen wird und Ismail nicht. Verfügbar unter https://www.hanna-und-ismail.de/index.html

Faktencheck USA: America is more diverse than ever - but still segregated

[10] Williams D. R., Collins C. (2001). Racial residential segregation: a fundamental cause of racial disparities in health. Public Health Rep. 116:404–16.

[11]  Landwehr, A. (08.04.2020). Viele CoVid-19-Tote - Afroamerikaner besonders betroffen. ARD. Tagesschau. Verfügbar unter https://www.tagesschau.de/ausland/corona-us-afroamerikaner-101.html

[12] Teichmann, T. (07.07.2020). Coronavirus in den USA - Dreimal höheres Risiko für Schwarze. ARD. Tagesschau. Verfügbar unter https://www.tagesschau.de/ausland/coronarisiko-usa-101.html

[13] Williams, D. R., Lawrence, J. A., & Davis, B. A. (2019). Racism and health: evidence and needed research. Annual review of public health, 40, 105-125.

[14] Behavioral Risk Factor Surveillance System 2015. (2016). Verfügbar unter https://www.cdc.gov/brfss/annual_data/annual_2015.html

[15] Chae, D. H., Clouston, S., Martz, C. D., Hatzenbuehler, M. L., Cooper, H. L., Turpin, R., Stephens-Davidowitz S. & Kramer, M. R. (2018). Area racism and birth outcomes among Blacks in the United States. Social Science & Medicine, 199, 49-55.

[16] Chae, D. H., Clouston, S., Hatzenbuehler, M. L., Kramer, M. R., Cooper, H. L., Wilson, S. M., Stephens-Davidowitz S., Gold R. S. & Link, B. G. (2015). Association between an internet-based measure of area racism and black mortality. PloS one, 10(4), e0122963.

[17] Sagmeister, J; Waldow, M. (03.06.2020). ZDF. Polizeigewalt in den USA - Mehr als Rassismus. Verfügbar unter https://www.zdf.de/nachrichten/politik/usa-proteste-polizeigewalt-rassismus-100.html

Ebenen des Rassismus

[13] Williams, D. R., Lawrence, J. A., & Davis, B. A. (2019). Racism and health: evidence and needed research. Annual review of public health, 40, 105-125.

[18] Cremer, Hendrik, Institut für Menschenrechte: „Racial Profiling“– Menschenrechtswidrige Personenkontrollen nach § 22 Abs. 1 a Bundes­polizeigesetz Empfehlungen an den Gesetzgeber, Gerichte und Polizei. Verfügbar unter https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/_migrated/tx_commerce/Studie_Racial_Profiling_Menschenrechtswidrige_Personenkontrollen_nach_Bundespolizeigesetz.pdf

[19] Kopietz, Andreas. (09.03.2021). Berliner Zeitung. Innensenator klagt über „Racial Profiling“ bei Berlins Polizei. Verfügbar unter https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/innensenator-klagt-ueber-racial-profiling-bei-berlins-polizei-li.144892

[20] Rasche, O. (09.01.2018). Welt. Umstrittene H&M-Werbung - Das Empörende ist der Rassismus-Aufschrei. Verfügbar unter https://www.welt.de/vermischtes/article172302125/Umstrittene-H-M-Werbung-Das-Empoerende-ist-der-Rassismus-Aufschrei.html

[21] Tagesschau. (20.05.2020). Rassismusvorwürfe gegen VW "Das Video ist geschmacklos". Verfügbar unter https://www.tagesschau.de/wirtschaft/vw-werbespot-entschuldigung-101.html

[22] Marburg, E. (01.02.2021). Vier weiße Freunde finden Rassismusdebatte „nervig“ – Shitstorm für Talkshow #DieletzteInstanz. Verfügbar unter https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/fuenf-weisse-freunde-finden-rassismusdebatte-nervig-shitstorm-fuer-talkshow-dieletzteinstanz-122021-100.html

[23] Amnesty International. (20.06.2016). Broschüre: "Wir nehmen Rassismus persönlich". Verfügbar unter https://www.amnesty.de/informieren/material-download/deutschland-broschuere-wir-nehmen-rassismus-persoenlich

Macht Rassismus krank?

[24] Richman, L. S., Bennett, G. G., Pek, J., Siegler, I., & Williams Jr, R. B. (2007). Discrimination, dispositions, and cardiovascular responses to stress. Health Psychology, 26(6), 675.

[25] Brondolo, E., Gallo, L. C., & Myers, H. F. (2009). Race, racism and health: disparities, mechanisms, and interventions. Journal of behavioral medicine, 32(1), 1.

[26] Tull, S. E., Wickramasuriya, T., Taylor, J., Smith-Burns, V., Brown, M., Champagnie, G. & Jordan, O. W. (1999). Relationship of internalized racism to abdominal obesity and blood pressure in Afro-Caribbean women. Journal of the National Medical Association, 91(8), 447.

[27] Shariff-Marco, S., Klassen, A. C., & Bowie, J. V. (2010). Racial/ethnic differences in self-reported racism and its association with cancer-related health behaviors. American Journal of Public Health, 100(2), 364-374.

[28] Priest, N., Paradies, Y., Trenerry, B., Truong, M., Karlsen, S., & Kelly, Y. (2013). A systematic review of studies examining the relationship between reported racism and health and wellbeing for children and young people. Social science & medicine, 95, 115-127.

[29] Veling, W., Pot-Kolder, R., Counotte, J., van Os, J., & van der Gaag, M. (2016). Environmental social stress, paranoia and psychosis liability: a virtual reality study. Schizophrenia bulletin, 42(6), 1363-1371.

[30] Shavers, V. L., & Shavers, B. S. (2006). Racism and health inequity among Americans. Journal of the National Medical Association, 98(3), 386.

[31] Bratter, J. L., & Gorman, B. K. (2011). Is discrimination an equal opportunity risk? Racial experiences, socioeconomic status, and health status among black and white adults. Journal of health and social behavior, 52(3), 365-382.

[32] Kluge, U., Aichberger, M. C., Heinz, E., Udeogu-Gözalan, C., & Abdel-Fatah, D. (2020). Rassismus und psychische Gesundheit. Der Nervenarzt, 1-7.ihpoih

Ein Ausblick für Deutschland

[33] Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. (25.11.2020). Maßnahmenkatalog des Kabinettausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus. Verfügbar unter https://www.bundesregierung.de/resource/blob/997532/1819984/4f1f9683cf3faddf90e27f09c692abed/2020-11-25-massnahmen-rechtsextremi-data.pdf

[34] Amnesty International. (02.12.2020). Maßnahmenpaket gegen Rassismus nicht ausreichend. Verfügbar unter https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/deutschland-massnahmenpaket-gegen-rassismus-nicht-ausreichend

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